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Beim vergangenen Heimspiel wurde uns durch die SCL Tigers AG untersagt, die Zaunfahne der Initiative «ProFans» aufzuhängen, bis auf Weiteres –  mit der Begründung, sie sei «zu politisch». Ein Schritt, den wir nicht nur ablehnen, sondern auch mit grossem Unverständnis zur Kenntnis nehmen. Es ist ein direkter Schlag gegen eine der wichtigsten fanpolitischen Stimmen in der Schweiz. Es ist eine Zensur.

Besonders widersprüchlich wirkt dieses Verbot, wenn man bedenkt, dass die SCL Tigers AG sich gerne mit Begriffen wie «bodenständig», «familiär» und «fanverbunden» schmückt. Es wird von einer «80-jährigen Tradition» gesprochen –  obwohl dieselbe Vereinsführung am Fanmeeting betont hat, nicht jedem Jubiläum «hinterherrennen» zu wollen.

Wer sich auf Tradition beruft, sollte auch anerkennen, dass kritische, leidenschaftliche und engagierte Fans ein zentraler Teil dieser Geschichte sind –  nicht ihr Problem. Genau dafür steht ProFans –  sachlich, überparteilich, überregional anerkannt.

«ProFans» ist keine politische Partei, keine Werbeaktion, keine extreme Bewegung. Die Initiative setzt sich ein für grundlegende Fananliegen.

Diese Inhalte betreffen uns alle. Denn was «ProFans» fordert, sind keine Sonderwünsche einer kleinen Gruppe –  es sind grundlegende Bedingungen für einen fairen, offenen und bezahlbaren Stadionbesuch, von dem alle Fans profitieren.

  • Bezahlbare Tickets: Damit der Stadionbesuch nicht zum Luxus wird –  für Familien, Jugendliche, Vielfahrer oder Gelegenheitsfans. Fussball und Eishockey sollen für alle erlebbar bleiben.
  • Erhalt von Stehplätzen –  auch für Gästefans: Stehplätze sind Teil unserer Fankultur. Sie ermöglichen Stimmung, Nähe zur Mannschaft –  und sie sind günstiger. Das gilt für Heim-  wie für Auswärtsfans.
  • Keine Kollektivstrafen: Wenn Fehlverhalten Einzelner dazu führt, dass ganze Gruppen oder Blöcke bestraft werden, leidet das Vertrauen. Jeder Fan will fair behandelt werden.
  • Keine willkürlichen Stadionverbote: Stadionverbote treffen nicht nur Gewalttäter. Sie werden oft ohne Anklage, ohne Gerichtsverfahren, ohne Beweise ausgesprochen –  sogar gegen Menschen, die nicht vor Ort waren oder deeskalierend gewirkt haben.
  • Keine ID-Kontrollen: Der Stadionbesuch darf kein Hochsicherheits-Event sein. Wer ins Stadion will, sollte nicht wie ein Verdächtiger behandelt werden –  egal ob mit Megafon oder Pommes in der Hand.
  • Erhalt der aktiven Fankultur: Fangesänge, Choreos, Transparente, Zaunfahnen –  das ist kein Störfaktor, sondern das, was unser Stadion lebendig macht.

Diese Punkte sind nicht «zu politisch». Sie sind zutiefst relevant –  für alle, die Sport nicht nur konsumieren, sondern gemeinsam erleben wollen. Wer «ProFans» verbietet, zeigt: Fanrechte sind hier nicht erwünscht. Und genau deshalb ist es umso wichtiger, dass wir dafür einstehen. Sie sind keine «Kampagne», sondern Ausdruck gelebter Kurvenrealität. Dass diese Anliegen im Stadion keinen Platz haben sollen, wirft die Frage auf: Welche Art von Fans sind in der Ilfishalle eigentlich noch erwünscht? Nur die, die zahlen und schweigen?

Betreffend weiteren neu verbotenen Zaunfahnen, wie beispielsweise die Sektion Stadionverbot, ist es besonders zynisch. Dies aufgrund der Tatsache, dass Stadionverbote nicht nur bei Gewalt oder Straftaten ausgesprochen werden, sondern auch dann, wenn Betroffene nicht mal vor Ort waren –  oder sogar deeskalierend eingegriffen haben. Wer sich also mit von Repression betroffenen Fans solidarisiert, wird vom Verein mundtot gemacht. Ein klarer Schlag ins Gesicht aller, die Fankultur leben –  und keine Popcorn-Fans sein wollen.

Diese Inhalte sind nicht extrem, nicht parteipolitisch, nicht radikal –  sie sind das Fundament jeder lebendigen und unabhängigen Fanszene. Das Verbot der Zaunfahnen ist daher nichts anderes als der Versuch, kritische und engagierte Meinungen aus der Kurve zu verdrängen. Es zeigt, dass nicht Inhalte bewertet werden –  sondern wer sie äussert. Wer sich für Fanrechte einsetzt, wird mundtot gemacht.

Dass ausgerechnet eine solche Zaunfahne verboten wird, wirft die Frage auf: Ist die Verbundenheit mit den Fans nur ein Lippenbekenntnis, solange sie unkritisch bleiben? Ist Nähe zur Kurve nur erwünscht, wenn sie nicht widerspricht?

Wir stellen klar:
Solange Vereine versuchen, den Ausdruck von Fankultur zu kontrollieren, solange ist es unsere Pflicht, laut zu bleiben. Das Verbot der ProFans-Zaunfahne zeigt, dass nicht alle bereit sind, Faninteressen ernst zu nehmen. Umso wichtiger ist es, dass wir es weiter tun.

ProFans bleibt sichtbar –  ob mit oder ohne Fahne.

Gemeinsam für Langnau
Sektor46