Am Wochenende des 28. September 2025 fand im Schluefweg ein ganz besonderes Eishockeyspiel statt – eines, das weniger sportliche, sondern vor allem symbolische Bedeutung hatte. Beim Heimspiel der U18 des EHC Kloten gegen die U18 des SC Langnau herrschte eine Atmosphäre, wie man sie bei einem Nachwuchsspiel selten erlebt: laut, bunt und stimmungsvoll.
Doch dieser Anlass war weit mehr als ein gewöhnliches Juniorenspiel. Er war das Resultat einer Entwicklung, in denen Vereinsführungen und die Liga zunehmend in eine repressive und fanfeindliche Richtung steuern – eine Dynamik, die beide Fanszenen nicht länger still hinnehmen wollten. Der gesamte Tag stand deshalb im Zeichen der Zukunft des Schweizer Eishockeys – und seiner Fankultur.

Eine Entwicklung in die falsche Richtung
Die Idee zu diesem aussergewöhnlichen Spieltag entstand aus zwei schwierigen Situationen innerhalb der Fanszenen. Wie die Stehplätz Schluefweg in ihrem Statement öffentlich erklärten, kritisieren sie eine Reihe von Massnahmen des EHC Kloten, die das Stadionerlebnis zunehmend unpersönlich und unattraktiv gemacht haben – darunter restriktive Einlassregeln, das «Aquarium» für Gästefans, verschärfte Ticketkontrollen und stetig steigende Preise. Diese Politik hat ein Klima des Misstrauens geschaffen, in dem sich langjährige Fans, Jugendliche und Auswärtige nicht mehr willkommen fühlen.

Auch in Langnau hat sich über die letzten Jahre ein tiefes Unbehagen breit gemacht. Die SCL Tigers AG hat wiederholt versucht, kritische Stimmen innerhalb der Fanszene zum Verstummen zu bringen – etwa durch die Zensur von ProFans Bannern oder das gezielte Unterdrücken unbequemer Meinungsäusserungen. Besonders betroffen ist der Sektor46, der vonseiten des Clubs wiederholt schlechter behandelt wurde als die Gästefans im eigenen Stadion – mit schikanösen Auflagen, eingeschränktem Zugang und mangelndem Respekt gegenüber Menschen, die den Club seit Jahren treu begleiten.
Doch die Probleme reichen über Kloten und Langnau hinaus. In der ganzen Schweiz verschlechtert sich der Umgang mit Gästefans zunehmend. In Stadien wie Ambri oder Fribourg werden Auswärtsfans hinter Glas und Gittern – sogenannten «Aquarien» – isoliert, während gleichzeitig das kulinarische Angebot in vielen Arenen auf niedrigstem Niveau zu überteuerten Preisen angeboten wird. Hinzu kommen absurde Ticketpreise, die ganze Teile der Fanszenen ausschliessen und das Stadionerlebnis für viele unerschwinglich machen.
Aus dieser gemeinsamen Lage entstand die Idee, das Spiel der ersten Mannschaften am 27. September 2025 geschlossen zu boykottieren – und stattdessen am darauffolgenden Tag die eigenen U18-Teams laut, friedlich und solidarisch zu unterstützen.
Was zunächst als spontane Aktion begann, entwickelte sich zu einem der kraftvollsten Projekte der Fankultur – als deutliches Zeichen gegen die fortschreitende Einschränkung und Entfremdung zwischen Vereinen und ihren Fans.
Ein besonderer Tag
Am Sonntag verwandelte sich der Schluefweg in einen Ort der Begegnung und des Miteinanders. Schon Stunden vor Spielbeginn herrschte rund um das Stadion reges Treiben. Mitglieder der Fanszenen, Eltern der Junioren, Vereinsmitarbeitende, Gästefans und viele Unterstützerinnen und Unterstützer machten den Tag zu einem echten Erlebnis.

Vor dem Stadion wurde ein Essens- und Getränkestand aufgebaut, der komplett ehrenamtlich betrieben wurde. Es gab hausgemachte Snacks, Grillwürste, Kuchen und kühle Getränke – alles auf Spendenbasis und zugunsten des Nachwuchses. Der Duft von Grillgut mischte sich mit der aufgeregten Stimmung der Jugendlichen, die sich auf ihr grosses Spiel vorbereiteten.
Eine unvergessliche Partie
Als das Spiel begann, zeigte sich ein ungewohntes, fast schon magisches Bild: Das Stadion, sonst bei U18-Partien eher ruhig, pulsierte vor Emotionen und Leidenschaft. Beide Fanlager hatten ihre Plätze auf den Rängen eingenommen und sorgten auf wenigen Metern Abstand für eine Stimmung, die an ein National-League-Spiel erinnerte. Trommeln, Gesänge, Fahnen und Spruchbänder begleiteten die jungen Spieler über 60 Minuten hinweg – laut, bunt und respektvoll.
Die Eltern der Spieler zeigten sich begeistert und teils gerührt. Viele sagten, sie hätten ihre Kinder noch nie vor einer solchen Kulisse spielen sehen. Einige Jugendliche meinten später, sie hätten sich «wie Profis» gefühlt – getragen von der positiven Energie auf den Rängen.

Mehr als ein Spiel – ein Symbol
Was viele als «stillen Boykott» bezeichneten, war in Wahrheit ein lautstarkes Statement für eine freie, respektvolle und lebendige Fankultur – und gegen den repressiven Kurs vieler Vereine und der Liga.
Dieses Juniorenspiel war weit mehr als nur ein Eishockeymatch. Es war ein klares Zeichen:
Ein Zeichen dafür, dass Fankultur nicht unterdrückt werden kann.
Ein Zeichen dafür, dass Fans sich gegen Repression und Misstrauen wehren.
Ein Zeichen dafür, dass das Bild der «problematischen Fanszenen» ein mediales Konstrukt ist, das mit der Realität wenig zu tun hat.

Die Stehplätz Schluefweg und der Sektor 46 zeigten eindrucksvoll, was entstehen kann, wenn Fans gemeinsam für etwas einstehen und ihre Werte leben. Die friedliche Stimmung, der Umgang miteinander und das klare Bekenntnis zur Unterstützung des Nachwuchses machten diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis – für Spieler, Eltern und Fans gleichermassen.
Für die Zukunft des Schweizer Eishockeys.