Die Corona-Krise hat die ungesunden Kostenstrukturen und Abhängigkeiten der Vereine im Schweizer Eishockey gnadenlos aufgezeigt. Nur die wenigsten Vereine verfügen über die nötigen finanziellen Reserven, um die sich anbahnenden Folgen der Coronakrise aus eigener Kraft stemmen zu können. Dabei waren es die Vereine selber, die mit einer unvernünftigen Transfer- und Gehaltspolitik dafür verantwortlich waren, dass die Saläre der Top-Spieler Jahr für Jahr gestiegen sind, während sich die Einnahmen aus dem Spielbetrieb während den letzten Jahren kaum gesteigert haben dürften. Um die Mehrausgaben zu kompensieren, gaben sich die Vereine und die Liga immer mehr in die Abhängigkeit von einzelnen Geldgebern, Eigentümern oder dem Verkauf der TV-Rechte. Die Vorgänge in Kloten rund um den Ausstieg der kanadischen Investoren oder Lausanne mit denselben Investoren und die aktuellen Diskussionen rund um die TV-Gelder sind beste Beispiele für diese ungesunde Entwicklung. Es ist also an der Zeit, das Schweizer Eishockey so zu reformieren, dass das Eishockey zu seinen Wurzeln zurückfinden kann.
Insofern begrüsst es der Sektor46 Langnau, dass an den Ligaversammlungen entsprechende Reformvorschläge diskutiert werden. Jedoch verfolgen einige dieser angeblichen Reformvorschläge nicht das Ziel eines gesünderen Eishockeysports, sondern wollen vielmehr die Stellung der bisherigen Nationalliga-Klubs zementieren und/oder gleichzeitig weitere Deregulierungen auf dem Spielermarkt vorantreiben und so noch höheren Salären Tür und Tor öffnen. Zu den prominentesten Ideen nimmt der Sektor46 Langnau wie folgt Stellung:
- Nein zur Erhöhung des Ausländerkontingentes
Auf den ersten Blick mag es durchaus plausibel sein, dass eine Erhöhung des Ausländerkontingentes die Saläre der Spieler senken wird. Denn ein höheres Angebot führt in der Marktlogik bei gleichbleibender Nachfrage automatisch zu tieferen Preisen. Doch so einfach ist es eben nicht: Es darf doch sehr stark bezweifelt werden, dass Vereine wie der ZSC, Lugano oder Bern günstige Spieler aus den Ligen unserer Nachbarländer verpflichten um so das Lohngefüge in unserer heimischen Liga nicht zu gefährden. Vielmehr würde wohl die Gunst der Stunde genutzt werden, um spielerisch starke Söldner zu verpflichten. Eine gesündere Lohnstruktur wird also dadurch nicht eintreten. Eher das Gegenteil wird der Fall sein. Hinzu kommt, dass es für die Nachwuchsspieler noch schwieriger wird, einen Platz in der höchsten heimischen Eishockeyliga zu erhalten, was gravierende langfristige Auswirkungen auf das Schweizer Eishockey haben wird. Die Forderung nach einer Erhöhung des Ausländerkontingentes lehnen wir entschieden ab!
- Grundsätzliche Zustimmung zur Lohnobergrenze – Nein zur Untergrenze
Die von verschiedensten Vereinen vorgeschlagene Lohnobergrenze wird vom Sektor46 grundsätzlich befürwortet. Eine solche Lohnobergrenze kann geeignet sein, um die Liga ausgeglichener zu gestalten. Zwar erlebten wir in den letzten Jahren einen so ausgeglichenen Kampf um die Playoffplätze wie wohl nie zuvor. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der schlussendliche Kampf um den Meistertitel beinahe alle Jahre dieselben Vereine unter sich austragen. Eine Lohnobergrenze könnte dies ändern. Jedoch halten wir fest, dass eine neue entsprechende Regelung Juniorenspieler nicht benachteiligen darf. Ebenfalls sollte diese Regelung keine Lohn-Untergrenze enthalten. Vereine dürfen nicht gezwungen werden, eine bestimmte Summe für die Spielerlöhne auszugeben Auch wenn diese Summe in den letzten Jahren von den Klubs der Nationalliga A nie unterschritten wurde, kann sie ein Hindernis für kleinere Vereine aus der Nationalliga B darstellen. Eine solche Regelung verunmöglicht es kleineren Vereinen aus der Nationalliga B, in der höchsten Liga Fuss zu fassen ohne ein finanzielles Abenteuer einzugehen.
Abgesehen von der Lohn-Untergrenze befürwortet der Sektor46 die Einführung einer Lohn-Obergrenze.
- Nein zur unnötigen Zusatz- und Solidaritätsrunde
Schon seit mehreren Jahren verletzt der praktizierte Modus unserer Liga mit ihren 50 Meisterschaftsspielen und den nur schwer nachvollziehbaren regionalen Gruppen den Grundsatz der Fairness und der sportlichen Integrität des Wettbewerbes. Denn die 6 Zusatzrunden führen dazu, dass gegen gewisse Mannschaften sechs anstatt vier Spiele ausgetragen werden. Mit negativen Auswirkungen auf die Attraktivität und der sportliche Wert der einzelnen Spiele. Auch aus wirtschaftlicher Sicht sind diese Zusatzrunden nur beschränkt sinnvoll, da daraus ein gedrängter Spielplan resultiert. Zuschauerzahlen von Dienstag-Spielen in Davos oder zu Hause gegen Genf belegen dies. Um die Integrität des Wettbewerbs zu wahren, muss zum Modus mit 44 Spielen zurückgekehrt werden. Die auf nächste Saison eingeführte «Solidaritätsrunde» von je einem zusätzlichen Heim- und Auswärtsspiel sind ebenfalls sportlich schwer nachvollziehbar und haben wegen dem gedrängten Spielplan auch wirtschaftlich einen äusserst beschränkten Nutzen. Der Sektor46 fordert einen Modus mit 44 Meisterschaftsspielen!
- Die Liga muss durchlässig bleiben – Nein zur geschlossenen Liga
Während man beispielsweise in Deutschland endlich zur Vernunft gekommen ist und ein Auf- und Abstieg zwischen der DEL und der DEL2 ab der kommend Spielzeit wieder möglich ist, geht man in der Schweiz den umgekehrten Weg. Zwar mag es durchaus plausibel klingen, dass mit dem Aussetzen des sportlichen Abstiegs «Angst-Investitionen» vermieden werden sollen. Dennoch birgt ein Modus ohne sportlichen Absteiger die Gefahr, dass der Meisterschaft den Reiz entzogen wird. Es darf sich die Frage gestellt werden, welchen sportlichen Wert die Partie der beiden letztklassierten Mannschaften denn noch hat, wenn der Ligaerhalt sowieso für beide Vereine schon zu Beginn der Saison gesichert ist. Es versteht sich von selbst, dass solche «Kehrauspartien» wohl nicht allzu viele Zuschauer ins Stadion locken werden. Da schaffen auch die eingeführten Pre-Playoffs kaum Abhilfe. Der Sektor46 fordert, dass zur übernächsten Spielzeit der Auf- und Abstieg wieder eingeführt wird. Ebenfalls muss darüber diskutiert werden, die unsägliche Ligaqualifikation abzuschaffen und gleichzeitig ein direkter Auf- und Abstieg zu ermöglichen. Nur so haben Vereine aus der Nationalliga B eine reelle Chance, in absehbarer Zeit und ohne tüchtige Schützenhilfe eines arg kriselnden Nationalliga A-Vereins den Aufstieg aus eigener Kraft zu bewerkstelligen. Ein direkter Auf- und Abstieg würde nicht nur die die Nationalliga-B massiv aufwerten, sondern zugleich für willkommene Abwechslung im Alltag in der höchsten Spielklasse sorgen. Nein zur geschlossenen Liga – Ja zum (direkten) Auf- und Abstieg!
Die Coronakrise hat die Sportwelt mächtig durchgerüttelt. Während die Wirtschaft wohl nicht mehr in der Lage ist, Millionen von Franken in den Spitzensport einzuwerfen und die aufgebauten Strukturen in diesem Sport zu erhalten, bleibt das Interesse der Gesellschaft und der Fans am Sport und insbesondere an ihrem Verein ungebremst. Den Verbänden, Ligen und den Vereinen muss vor allem jetzt klar werden, dass (Spitzen-) Sport nur betrieben werden kann, weil sich Menschen für diesen begeistern und mit ihren Emotionen das Spielerlebnis bereichern. Es liegt nun an uns Fans dafür zu sorgen, dass der Sport wie wir ihn lieben und schätzen gelernt haben in unserem Sinne weiterleben kann.
SCL FÜR IMMER!